Bühl-Balzhofen – Auf Bänken und Tischen stehend hat das Publikum beim 70. Balzhofener Pfingstmusikfest am Sonntagabend die Hopfenmusig aus Südtirol gefeiert. Dass dies Beifallsstürme für die Gewinner des Grand Prix der Blasmusik 2021 gewesen seien, darf als Untertreibung gelten. Geradezu exstatisch erklatschten sich Fans aus der ganzen Region ein musikalisches Dessert nach dem anderen, bis Bandleader Hannes Reiterer kurz vor Mitternacht ein Machtwort sprach: „Das war nun wirklich die letzte Zugabe.“
Begonnen hatte das Sonntagsprogramm mit einer anderen Musikrichtung, von der Bernd Lienhart, Vorsitzender des veranstaltenden Musikvereins Harmonie Balzhofen, dies in Anspruch nahm: „Unser Dixie- und Jazzfrühschoppen ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den Musikfesten der Region.“
Die Hardt Stompers aus Reutlingen gestalteten ihn und gastierten damit zum achten Mal beim Pfingstmusikfest. Die vor 44 Jahren gegründete Formation trat in einer seit Februar veränderten Besetzung an: An der Seite der beiden bisher Aktiven, Wolfgang Schenk (Posaune, Bandleader) und Günter Friedhelm (Kornett, Louis-Amstrong-Gesang) spielten nun Wolfgang Albrecht (Klarinette, Saxofon), Kurt Schlaf (Banjo, Gitarre), Benny Polosek (Kontrabass, Sousafon) und Karel Vlach (Schlagzeug).
Aus nah und fern waren Fans in Scharen herbeigeströmt, viele per Fahrrad. Sie genossen die weiterhin hohe musikalische Qualität der Hardt Stompers und die witzig-spritzige Präsentation durch Frontmann Friedhelm. Die exzellenten Soli aller Musiker bedachte das Publikum immer wieder mit Zwischenapplaus. Die Band erheiterte auch mit Dixieland in schwäbischer Mundart, etwa als Wolfgang Schenk das schlimmste Missgeschick des Schwaben besang: „Mei Daimler hett ä Beule!“ Mit dem Jazz-Standard „I scream for Ice Cream“ verabschiedeten sich die Hardt Stompers erst rückwärts spielend, dann als Streetband zeltauswärts marschierend.
Lange musste das Publikum zur Mittagszeit im vollbesetzten Festzelt auf beschwingte Klänge nicht verzichten: Die Musikgesellschaft Emmen (Kanton Luzern) gab auf einer Konzertreise ein Gastspiel in Balzhofen. Seit zwei Jahren unter Leitung ihres jungen Dirigenten Lorin Augsburger, gefielen die gut 30 Musizierenden mit dynamischem, präzisem Spiel und manchem für mittelbadische Ohren unbekannten Stück.
Ins Schwärmen kamen hiesige Blasmusiker auch, als die Trachtenkapelle Waldulm konzertierte: Musikalisch geleitet von Wolfgang Graf, entzückte sie mit einer unterhaltsamen, bestens dargebotenen Werkauswahl, mit Gesangseinlagen etwa in einem Helene-Fischer-Medley und mit dem Tenorhornsolo in „Silberfäden“. Dass sie auch Walzer beherrschen, bewiesen sie unter anderem mit Moschs „Rauschende Birken“.
Um „Blasmusik der Champions-League-Klasse“ (so kündigte es Bernd Lienhart an) zu lauschen, hatten sich im Balzhofener Festzelt starke Gruppen aus rund zehn Musikvereinen der Region eingefunden. Es wurde wahr: Sie kamen mit der Hopfenmusig in den Genuss eines Konzertes von exzellenten Musikern aus Südtirol.
Die Trompeter Rupert Seidl, Philip Schönweger und Manuel Tumler brillierten in rasend schnellen Bravourstücken mit atemberaubender Beweglichkeit, etwa in der „Isi Polka“. Wunderbar melodiöse, warm timbrierte Tenorhörner bliesen Ivan Schweitzer und Jonas Zöschg, auch in der Komposition „Herbstzeit“, die aus der Feder des Letzteren stammt.
Nicht nur, dass Lukas Hanspeter in die Begleitung der Band perlende Basstuba-Girlanden einfließen ließ, auch als Solist erwies er sich als Koryphäe: Seine Interpretation des „Tuba Wahnsinn“ ließ mit den Ohren schlackern. Wahnsinnige Läufe blies er makellos, selbst als er es im Sitzen auf dem Bühnenboden tat.
Als Trommelstock-Akrobat erlebte das Publikum Bandleader Hannes Reiterer: Im „Lieblingstrommler“ entlockte er der Snare-Drum nicht nur die verzwicktesten Rhythmen, sondern er zeigte mit einem Stick auch „Flugshows“ hoch über seinem Kopf, während er mit der anderen Hand weiterhin perfekt trommelte.
Hatte die Hopfenmusig im ersten Teil die Freunde volkstümlicher Blasmusik mit Ohrwürmern wie der „Amsel-Polka“ bedient, so ließ sie sich später mit Brass-Band-Rock und Pop – etwa mit „Narcotic“ – lautstark hören. In den Zugaben fand die Hopfenmusig zur blasmusikalischen Heimat zurück. Über die „Böhmische Liebe“ lief sie mit „Auf der Vogelwiese“ in die Zielgerade ein. (Text: Werner Vetter)

Blasmusik der Spitzenklasse servierte die Hopfenmusig beim 70. Balzhofener Pfingstmusikfest: Lukas Hanspeter erwies sich in allen Lagen als brillanter Tuba-Solist.
Foto: Werner Vetter

Das Publikum erlebte Hannes Reiterer, den Bandleader der Hopfenmusig, als Trommelstock-Akrobat. Foto: Werner Vetter


Mit Gute-Laune-Musik verwöhnte die Band Hardt Stompers die Gäste des Dixie- und Jazzfrühschoppens beim 70. Balzhofener Pfingstmusikfest. Fotos: Werner Vetter
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