Musikverein Harmonie Balzhofen e.V.

Pfingstmusikfest

27. - 30. Mai 2023

Auf Festbänken stehend stürmisch Beifall gespendet

Die Südtiroler Band Southbrass begeistert durch Live-Musik in CD-Qualität / Verblüffender Pausen-Wechsel von volkstümlichen Weisen zu knalligem Jazz-Funk-Rock: „Der Zukunft entgegen!“ / Bei der Festeröffnung am Samstag wird der stilvolle Schmuck des Festzelts mit frischen Blumen gelobt

Bühl-Balzhofen – Zum Applaus im Stehen gibt es eine Steigerung: Beifallsstürme im Stehen auf Festzeltbänken. Mit diesen hat das Publikum am Sonntagabend die Band „Southbrass“ bei ihrem Debüt-Gastspiel beim Balzhofener Pfingstmusikfest gefeiert. Die Besucherinnen und Besucher haben noch eins draufgesetzt: Nach dem dreistündigen Auftritt ließen sie das Septett aus Südtirol erst nach einem Zugabe-Marathon von der Bühne.

Im Gegensatz dazu hatte das 69. Pfingstmusikfest am Samstag geradezu gefühlvoll begonnen: Mit der „Böhmischen Liebe“ hieß die kleine Formation der Balzhofener „Harmonie“, dirigiert von Patrick Groß, die Gäste des Auftakts willkommen, die schon vor dem Fassanstich in Scharen herbeigeströmt waren. „Wir haben uns angestrengt, wieder ein attraktives Programm zusammenzustellen. Dabei haben wir Wert darauf gelegt, dass unser Publikum an allen vier Festtagen nur Live-Musik zu hören bekommt“, beschrieb Vorsitzender Bernd Lienhart die Konzeption des Festes, das die „Harmonie“ Balzhofen seit sieben Jahrzehnten veranstaltet. „Es ist kein Geheimnis, dass der Musikverein dieses große Event aus eigener Kraft nicht stemmen könnte“, bekannte Lienhart und bedankte sich für die Mitarbeit der vielen hundert ehrenamtlich Helfenden aus dem Stadtteil.

„In Balzhofen ist die Welt noch in Ordnung. Es besitzt eine herausragende Dorfgemeinschaft“, lobte Dorothee Scheidtweiler, „allein schon die liebevolle Dekoration des Festzelts mit frischen Blumen ist einzigartig“. Scheidtweiler, Geschäftsführerin von Hatz-Moninger, hatte es sich nicht nehmen lassen, den Fassanstich selbst zu vollziehen: Nach zwei Hammerschlägen floss das Freibier „unfallfrei“ in die Humpen. Mit „Auf der Vogelwiese“ schmetterte die „kleine Harmonie“ den passenden Kommentar.

Als „Top-Act“ des Pfingstmusikfests kündigte am Sonntagabend Vorsitzender Lienhart den Auftritt von Southbrass an. Im Publikum saß ein großer Anteil „Spezialisten“: Musizierende etlicher Blasmusikvereine der Region lauschten gespannt, was die Sieger des Grand Prix der Blasmusik 2018 auf die Bühne zu bringen imstande wären.

Schon die ersten Tönen des Marsches „Auf zum Schlern“ von ihrem neuen Tonträger „Darum Blasmusik!“ ließen die musikalische Qualität ahnen. Der weitere Verlauf des Konzerts untermauerte dies. Ein Amateur-Blasmusiker im Publikum drückte die Anerkennung für die Präzision so aus: „Es ist live gespielt, hört sich aber an wie von CD.“

Die Perfektion ist umso erstaunlicher, da Southbrass aus sehr jungen Musikern besteht: Der jüngste ist jetzt gerade zwanzig Jahre alt, die anderen nicht viel älter. Sie stammen aus mehreren Gemeinden aus dem Großraum um Bozen. Mit Volkstümlichem stieg die Band ein, etwa den „Egerländer Erinnerungen“ und „Am Malerwinkel“.

In die Ohren schmeichelten sich die Südtiroler auch mit feinen Tempo-Nuancen: Sie gestalteten die Stücke agogisch spannend, spielten gekonnt mit Riterdando (Verlangsamen), Accelerando (Beschleunigen) und Generalpause-Haltepunkten. Im Septett begeisterte die Trompete/Flügelhorn-Sektion, Hannes Plieger, Jonas Wilhalm und Matthias Wenter, mit ungewöhnlich strahlendem Klang und beweglicher Ton-Bildung. Sie bauten – wo sinnvoll – immer mal wieder witzige Schlenzer, Schluchzer oder Verzierungen ein.

Von Gästen hörte man auch viel Bewunderung für Schlagzeuger Michael Prossliner, „der den Rhythmus präzise auf Punkt und Komma bringt“. Als brillanter Virtuose auf seiner „mundgeblasenen“ Basstuba kaiserlichen Formats erwies sich Markus Oberrauch, vom rotzigen Ton à la E-Bass bis zu atemberaubenden Läufen und Glissandi. Stehenden Applaus ernteten die Tenorhornisten Philipp Cottini und Alexander Egger fürs solistische Duett in „Außer Rand und Band“; diesem Titel wurden sie durch ihr stupendes Spiel voll gerecht.

Nach der Pause spielte zwar immer noch Southbrass, präsentierte sich nun aber stilistisch als völlig andere Band. Da nahm sie wohl ihren Marsch-Titel „Der Zukunft entgegen“ wörtlich. Southbrass lieferte knalligen Jazz-Funk-Rock im Brass-Format (also im Blechblass-Kleid). Auch das kam präzise, effektvoll, perfekt – und laut – von der Bühne. Mit originellen Interpretationen von „Bella Ciao“, „Killing me softly“ und „YMCA“ ging Southbrass ins Finale. Das (Jung-)Volk stand weiter auf den Bänken, feierte und spendete Beifall, was Hände und Kehlen hergaben. (Text: Werner Vetter)

 

 

 

 

 

 

 

Die kleine Formation der „Harmonie“ Balzhofen, dirigiert von Patrick Groß, hieß die Gäste zum Fassanstich des 69. Balzhofener Pfingstmusikfests volkstümlich blasmusikalisch willkommen. Foto: Werner Vetter

 

 

 

 

 

 

Den Fassanstich vollzog Dorothee Scheidtweiler, Geschäftsführerin von Hatz-Moninger, assistiert von Bernd Lienhart (vorne), dem Vorsitzenden der „Harmonie“.
Foto: Werner Vetter

 

 

 

 

 

 

 

 

Jung an Jahren, reif an musikalischem Können: Die Südtiroler Band Southbrass begeisterte bei ihrem Balzhofener Pfingstmusikfest-Debüt mit beschwingten volkstümlichen Weisen und knalligem Brass-Jazz-Funk-Rock. Foto: Werner Vetter

 

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