Bühl-Balzhofen – Das wird wohl kaum zu toppen sein: Die „Kaiser Musikanten“ entfachten beim 68. Balzhofener Musikfest am Sonntagabend „Begeisterungs-Orkane“. Dass das Festzelt Kopf stand, stimmt nicht wörtlich, aber: Der größte Teil des Publikums stand auf den Bänken, feierte von solch höherer Warte das Profi-Blasmusik-Ensemble aus Österreich und „erkämpfte“ sich mit rhythmischem Applaus Zugabe um Zugabe.
Am Nachmittag des Pfingstsonntags gehörte die Bühne zunächst einheimischen Blasorchestern. Der von Ralf Breßlein dirigierte Musikverein Windschläg wartete mit einem eher ungewöhnlichen Repertoire auf, in dem der Swing einen bedeutenden Platz einnahm. Akzente setzten überdies ein Udo-Jürgens- und ein Coldplay-Medley. Zuhörer lobten das sauber intonierte und prägnant artikulierte Spiel der Windschläger: „Das ist sehr gepflegte Blasmusik.“
Dem stand das kultivierte Musizieren der Kappelwindeck-Musikanten in nichts nach. Unter Leitung von Julian Metzger begeisterten sie mit einem zweistündigen Programm, das von mitreißenden Pop- und Rockmedleys bis zu volkstümlichen Ohrwürmern reichte. Diese animierten auch zum Mitsingen, wobei Jessica Schultheiß und Tobias Moll als Gesangsduett in „Böhmische Liebe“ besondere Romantik beisteuerten. Stimmungsförderndes durfte im Festzelt nicht fehlen: Die Kappelwindeck-Musikanten nahmen ihr Publikum „Auf die Vogelwiese“ mit und ließen es beim „Böhmischen Traum“ dahinschmelzen.
Am Abend summte und brummte das Festzelt vor Erwartung. Etliche Musikvereine aus Mittelbaden waren teils in Orchesterstärke da, um Volkstümliches von Profis gespielt zu hören. Bernd Lienhart, Vorsitzender des das Pfingstmusikfest veranstaltenden Musikvereins „Harmonie“, versprach im Willkommen „Blasmusik auf Champions-League-Niveau“. Der Konzertabend zeigte: Das trifft zu.
Zu den „Kaiser Musikanten“ haben sich acht Musiker aus fünf österreichischen Bundesländern zusammengefunden, die in volkstümlicher Blasmusik einen fröhlichen Ausgleich zu ihrem ernsten beruflichen Alltag sehen. Ihre Brötchen verdienen sie sich als Mitglieder österreichischer Symphonie- oder Theaterorchester mit „E-Musik“, also ernster Musik.
Beim Pfingstmusikfest war Unterhaltungsmusik angesagt, allerdings exzellent dargeboten. Diese „U-Musik“ brachten die Österreicher mit einer gehörigen Portion Humor auf die Bühne. Dafür war vor allem Tenorhornist Migu Krimplstätter zuständig, der als Moderator launig durch den Abend führte.
Der Musiker, der am konzentriertesten nach Noten spielte, war übrigens der Schlagzeuger: Patrick Prammer sorgt bei den „Kaiser Musikanten“ allerdings nicht nur für den richtigen Wumms, sondern trägt auch als musikalischer Leiter Verantwortung. Er und sieben Blechbläser bilden das Ensemble. Zuhörende heimische Blasmusiker aus Holzregistern hätten ganz gerne auch Klarinetten und Flöten gehört, aber die „Kaiser Musikanten“ setzen halt nun mal ganz „aufs Blech“. Die volkstümlichen Sahnestückchen servierten sie speziell dafür adaptiert.
Als Könner erwiesen sich alle: Neben Migu Krimplstätter die weiteren Tenorhorn- und Posaunisten Sascha Hois und Simon Wildauer, Tubist Matthias Haslinger, die Trompeter und Flügelhornisten Christian Hollensteiner, Daniel Neumann und Dominic Pessl; Letzterer war kurzfristig als Krankheitsvertretung für Patrick Hofer eingesprungen und spielte in Balzhofen alles vom Blatt. „Der war heut der Beste“, lobten ihn seine Kollegen. Nun ja, dann gab’s eben zwei Beste, denn: Matthias Haslinger erntete mit seinem atemberaubenden Solo im „Tuba-Wahnsinn“ frenetischen Jubel – da musste ein „da capo“ sein. (Werner Vetter)

Volkstümliche Blasmusik, Lederhosen und Trachtenjanker, dennoch: Die „Kaiser Musikanten“ glänzten mit professioneller Musikalität. Foto: Werner Vetter

Acht Musiker aus fünf österreichischen Bundesländern servieren als „Kaiser Musikanten“ speziell für Blechbläser arrangierte volkstümliche Blasmusik. Foto: Werner Vetter

Je später der Abend beim 68. Balzhofener Pfingstmusikfest, desto herzhafter spielten die „Kaiser Musikanten“ im voll besetzten Festzelt auf. Foto: Werner Vetter
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