Musikverein Harmonie Balzhofen e.V.

Vereinsgeschichte

Aus der Vorgeschichte des Vereins (vor dem 1. Weltkrieg)

30 Jahre vor der Gründung des heutigen Musikvereins gab es bereits eine Musikkapelle im Ort. Im Jahre 1893 fanden sich unter Schuhmacher Albert Krampfert als Dirigent einige musikfreudige Männer zusammen, die die erste Acht-Mann-Kapelle bildeten. Es waren Wilhelm Beier I (Krone-Wirt), Karl Ehinger, Hermann Friedmann, Albert Krampfert (Sohn des Dirigenten), Otto Lienhart, Wilhelm Meier und Albert Streibich. Nach dem Tod von Dirigent Krampfert übernahm Hermann Friedmann die Leitung. Damals schon kamen die Balzhofener in der ganzen Gegend herum, sogar bis ins Elsass. Sie spielten bei Familienfesten und kirchlichen Feiern. Infolge Tod und Fortzug der älteren Musiker ging ihre Tätigkeit jedoch zurück und kam bis zum 1. Weltkrieg ganz zum Erliegen.

Vereinsgründung und die Jahre danach bis zum 2. Weltkrieg

Nach Beendigung des 1. Weltkriegs dauerte es einige Jahre, bis der Wunsch nach einer Musikkapelle erneut aufkam und tatkräftige Schritte zu ihrer Neuformierung unternommen wurden. „Krone-Wirt“ Wilhelm Beier I rief 1924 einen Spielmannszug ins Leben. Dieser war den beteiligten Musikern jedoch bald zu eintönig und der langjährige Vorsitzende Emil Beier setzte sich nachhaltig für die Bildung einer „richtigen Musik“ ein.

Die Instrumente wurden gebraucht gekauft und zwar von bereits in den Nachbargemeinden existierenden Musikkapellen oder von musikuntätigen Besitzern vom Speicher herunter angekauft. An Neukauf war wegen Geldmangels nicht zu denken. Für den Kaufpreis waren die Musiker selbst aufgekommen, z.B. bezahlte man für eine gebrauchte Tuba 20 RM.

Geprobt wurde anfangs in der Zimmermannswerkstatt von Alois Beier (Vater der drei Beier-Musikbrüder). Die musikalische Unterweisung übernahm dabei zunächst Wilhelm Beier I. Ihn löste bald Karl Ehinger aus Oberbruch ab. Den Dirigenten bezahlten die Musiker zu jener Zeit aus eigener Tasche.

Am 6. November 1926 war es dann soweit, man fühlte sich reif genug, einen Verein zu gründen. Die elf Musiker und damit aktiven Gründungsmitglieder waren:

Alfons Beier (Flügelhorn)
Emil Beier (Klarinette)
Otto Beier (kleine Trommel)
Brüder –

Franz Lienhart (Trompete)
Josef Lienhart (Bass)
Wilhelm Lienhart (Tenorhorn)
Brüder –

Wilhelm Beier II (große Trommel)
Josef Burkart (Trompete)
Otto Krampfert (Klarinette)
Ignaz Ochs (Es-Horn)
Franz Reith (B-Horn)

Dirigent wurde Karl Ehinger und den Posten des 1. Vorsitzenden übernahm Albert Krampfert (Sohn des Dirigenten der ersten Musikkapelle und Vater des späteren Ehrenvorsitzenden Otto Krampfert).

Ihren ersten großen öffentlichen Auftritt hatte die Musikkapelle an Pfingsten 1928 bei der Fahnenweihe des damaligen Kriegervereins. Dieses Fest dauerte drei Tage. Dabei musste die Kapelle alle musikalischen Funktionen bestreiten, von der Festmusik bei der eigentlichen Weihe über die Unterhaltungsmusik bis zur Tanzmusik. Überhaupt war der Kriegerverein in der damaligen unruhigen Zeit zwischen den Weltkriegen als wichtigster Verein im Ort neben dem ebenfalls noch existierenden Radfahrverein und dem Gesangverein der bedeutendste Förderer und Unterstützer des Musikvereins.

Als Beförderungsmittel diente bei auswärtigen Auftritten das Fahrrad. Aber auch Fahrten mit der MEG-Eisenbahn ab Balzhofen, z.B. nach Muckenschopf, wo man drei Jahre hintereinander bei der Kirwe zum Tanz aufspielte, sind in den Unterlagen erwähnt. Damals wurde die Musikkapelle nicht vom Veranstalter nach geleisteten Stunden bezahlt, sondern sie selbst hatte das Recht, von den Tanzlustigen „Tanzgeld“ zu erheben. Ein Tanz kostete für einen Jüngling oder Mann 10 RPf., Damen tanzten umsonst. Gespielt wurden hauptsächlich Märsche, Walzer, Rheinländer und Polkas.

1928 war Albert Krampfert in der Vereinsführung von Albert Burkart abgelöst worden und wieder zwei Jahre später wurde Emil Beier 1. Vorsitzender. Er hatte diesen Posten bis zu Beginn des 2. Weltkrieges inne.

 

Durch einen Motorradunfall war Dirigent Karl Ehinger 1930 ums Leben gekommen. Sein Nachfolger wurde Oberlehrer Viktor Ohlmann aus Oberweier. Er leitete die Kapelle bis 1936 und führte sie zu ihren ersten musikalischen Höhepunkten jener Zeit. Im gleichen Jahr folgte ihm dann bis zum Kriegsbeginn Oberlehrer Otto Schneider aus Balzhofen.

Vereinsbild im Jahre 1936:

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Immer von links nach rechts, hintere Reihe stehend:
Karl Reith, Wilhelm Lienhart, Alfred Beier, Ignaz Meier, Otto Schneider (Lehrer und Dirigent), Emil Burkart, Leopold Ochs, Franz Reith, Josef Lienhart

Vordere Reihe sitzend:
Franz Lienhart, Ignaz Ochs, Emil Beier, Wilhelm Beier II, Otto Beier, Alfons Beier, Emil Jörger, Karl Ehinger

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Probelokal war inzwischen nicht mehr die Zimmermannswerkstatt Beier, sondern das Gasthaus „Krone“, später die sogenannte „Kochschule“ im damaligen Rathaus neben der Dorfkapelle. In jenen Jahren bestand der Musikverein bereits aus 16 (1936) bzw. 18 (1939) aktiven Musikern und ca. 80 passiven Mitgliedern.

Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg

Von den 18 Musikern fielen im Krieg acht bzw. sind vermisst. Die restlichen zehn bildeten die Basis für die Neugründung des Vereins. Diese wurde vom früheren Vorsitzenden Emil Beier sowie dem damals noch blutjungen Arnold Schultheiß in den Jahren 1949/50 vorangetrieben.

Am 16. Juli 1950 fand im Gasthaus „Zur Linde“ in Balzhofen die Versammlung zur Wiedergründung des Musikvereins Harmonie Balzhofen statt. Dabei wurde Emil Beier erneut erster Vorsitzender, zweiter Vorsitzender Otto Maurath, Kassier und Schriftführer Arnold Schultheiß und Wilhelm Lienhart Dirigent. Der Verein hatte bei der Wiedergründung 20 aktive und 102 passive Mitglieder.

1951 wurde Gustav Gerber erster Vorsitzender. Er übte dieses Amt bis 1954 aus. Ihm folgte bis 1965 Wilhelm Höselmann, danach übernahm Otto Krampfert die Vereinsführung.

Als Dirigent hatte Anfang 1951 nochmals Viktor Ohlmann die musikalische Leitung übernommen, aber schon wenige Wochen später, im April 1951, wurde Robert Vollmer aus Kappelwindeck neuer Dirigent, der dieses Amt bis 1976 innehatte.

Unter Vollmers Dirigat nahm die Musikkapelle einen raschen Aufschwung. Er legte auf die musikalische Grundausbildung großen Wert und gepaart mit dem ausdauernden Willen der Musiker zum Vorwärtsstreben machte die Kapelle immer bessere Fortschritte. Vom 6. Bis 8. Juni 1953 feierte man – mit zwei Jahren Verspätung – das 25-jährige Vereinsjubiläum.

Der Verein zählte zu jener Zeit 28 aktive Musiker. Das ganze Dorf war auf den Beinen und half und feierte mit. 15 Gastkapellen waren gekommen. In den Vereinsbüchern ist über jene Tage zu lesen: „Wer die drei Festtage in Balzhofen miterlebt hat, wird sich noch lange an die schönen Stunden erinnern. Für die aktiven Mitglieder gab dieses Feste einen frischen Auftrieb und Mut, um dem Verein mit neuem Idealismus zu dienen, und am weiteren Aufstieg mitzuhelfen.“

Vereinsbild im Jahre 1953:

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Immer von links nach rechts, hintere Reihe stehend:
Erwin Beier, Eugen Hensel, Otto Graß, Josef Gerber, Eugen Meier, Karl Hensel, Ignaz Ochs

Stehend davor:
Josef Hensel, Josef Burkart, Rudolf Hensel, Stefan Reith, Otto Beier, Otto Krampfert (2. Vorsitzender), Gustav Gerber (1. Vorsitzender), Robert Vollmer (Dirigent), Willi Reith, Erwin Reith, Hans Hensel, Arnold Schultheiß, Albert Hensel

Vordere Reihe sitzend:
Alfred Hensel, Emil Beier, Bruno Storz, Rudolf Jäger, Richard Reith, Erich Beier, Adolf Reith, Edmund Hensel, Walter Reith

Vordere Reihe sitzend:
Albert Leo Hensel, Bruno Hensel

In der Tat, dieser Aufstieg wurde genommen. Beweis für die guten Leistungen der Kapelle unter Dirigent Vollmer sind die Teilnahme und die errungenen Erfolge an Wertungsspielen in den folgenden Jahren, so:

1954 in Oberkirch, in der Mittelstufe, Note „vorzüglich“;

1955 in Oberachern, in der Oberstufe, Note „vorzüglich“;

1959 in Schonach, in der Oberstufe, Note „vorzüglich“;

1961 in Bühl-Kappelwindeck, in der Oberstufe, Note „hervorragend“;

In den darauffolgenden Jahren wurden zwar keine Wertungsspiele mehr besucht, da diese „aus der Mode“ kamen, der hohe musikalische Stand konnte jedoch gehalten und die Zahl der aktiven Mitglieder durch stetiges Heranbilden von eigenem Nachwuchs – wobei sich sowohl Dirigent wie auch die erfahrenen aktiven Musiker auszeichneten – laufend erhöht werden. Die Spielweise hatte sich inzwischen gewandelt. Entsprechend dem allgemeinen Trend weg von der Opernmusik der fünfziger und frühen sechziger Jahre, hin zu mehr echter Volksmusik. Seit Anfang der siebziger Jahre war es auch üblich geworden, dass Mädchen aktiv in der Musikkapelle musizierten.

Seit dem 25-jährigen Jubiläumsfest wurde jedes Jahr über die Pfingsttage ein Gartenfest abgehalten. Dies ist inzwischen längst zur Tradition geworden. 1968 feierte man – wieder mit zwei Jahren Verspätung – das 40-jährige Bestehen des Vereins.

1973 löste Arnold Schultheiß in der Vereinsführung Otto Krampfert als Vorsitzenden ab, der dieses Amt seit 1965 innegehabt hatte. Otto Krampfert wurde zum Ehrenvorstand ernannt. Die Dirigentenschaft von Robert Vollmer reicht bis kurz vor dem 50-jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1976. Krankheitsbedingt konnte er seine Tätigkeit nicht mehr fortsetzen und wurde im Rahmen des Jubiläumsfestes verabschiedet. Ab 1974 hat Stefan Reith die Stabführung zunächst stellvertretend übernommen. Er ist in Balzhofen geboren und dem eigenen Verein entstammend. Auf der bestehenden Grundlage galt es den Verein musikalisch weiter zu entwickeln. Die Spielweise hat sich inzwischen dem allgemeinen Trend zu mehr echter Volksmusik, weg von der Opernmusik der fünfziger und frühen sechziger Jahre, gewandelt.

Auf der Generalversammlung im Jahre 1975 gab sich der Verein eine neue Satzung und ist seitdem „eingetragener Verein“. Das jährliche Pfingstmusikfest, seit 1953 als Gartenfest auf der Spielwiese hinter der damaligen Milchsammelstelle abgehalten, fand nun auf dem eigens von der Stadt Bühl hergerichteten Festplatz zwischen der „Sankt-Anna“-Kapelle und dem neu erbauten Kindergarten einen idealen Platz.

50-jähriges Vereinsbestehen mit Bezirksmusikfest

1976 feierte der Verein sein 50-jähriges Vereinsbestehen. Herrliches Wetter herrschte bei dem 4-tätigen Bezirksmusikfest. Zu Gast waren die Musikkapellen aus Altschweier, Betschdorf/Elsass, Bühl, Bühlertal, Eisental, Kappelwindeck, Lichtenau, Moos, Neuweier, Ohlsbach, Ottenhöfen, Schwarzach, Sinzheim, Stollhofen, Unzhurst, Vimbuch und Weitenung, ferner die Betriebskapelle des Messgerätewerks Lauda, sowie das Handharmonika-Orchester Unzhurst und der Gemischte Chor Oberbruch. Mit einer Totenehrung am Kriegerdenkmal und einem anschließenden Festbankett begann das Jubiläumsfest. Der Bühler Bürgermeister und Vorsitzende des Blasmusikbezirks „Yburg-Windeck“, Gerhard Fritz, hielt die Festrede. Beim Festzug am Pfingstmontagnachmittag durch das geschmückte Dorf fuhren die Ehrenmitglieder in einem von Pferden gezogenen Festwagen mit. Unter der an allen vier Tagen gebotenen vielfältigen Blasmusik ist besonders das Frühschoppenkonzert der Original Reblandmusikanten aus Altschweier unter der Leitung ihres damaligen Dirigenten, des weltbekannten Solotrompeters Walter Scholz, erwähnenswert. Walter Scholz ist auch dem Musikverein „Harmonie“ Balzhofen verbunden geblieben, was in mehreren gemeinsamen Konzerten, in denen er als Solist mitwirkte, zum Ausdruck kam.

Der Verein bestand im damaligen Jubiläumsjahr aus 43 aktiven Musikern, 8 Schülern, 5 Ehrenmitglieder, 1 Ehrendirigenten und 158 passiven Mitgliedern. Und dies bei einer Einwohnerzahl von 450 im Dorf. Unter den aktiven Musikern sind drei, nämlich Emil Beier, Otto Beier und Ignaz Ochs, die seit der Gründung des Vereins noch aktiv sind. Diese gesunde Mischung von erfahrenem Alter und interessierter Jugend zeigt die hervorragende Kameradschaft in der Musikkapelle.

Vom Fünfzigsten zum Sechszigsten (1976 – 1986)

Der Musikverein hat sich in den 80ziger Jahren unter der bewährten Vorstandschaft von Arnold Schultheiß an der Spitze und mit Stefan Reith als Dirigent positiv weiterentwickelt. Er zählt im 60. Jahr seines Bestehens 50 aktive Musiker, 12 Zöglinge und 264 passive Mitglieder und 5 Ehrenmitglieder. An Pfingsten 1985 waren in der Musikkapelle mit Emil und Otto Beier nach nunmehr 60 Jahren noch zwei Gründungsmitglieder aktiv. Das dritte noch lebende Gründungsmitglied Ignaz Ochs musste zwei Jahre zuvor aus gesundheitlichen Gründen das Tenorhorn aus der Hand legen.

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Das Pfingstmusikfest wurde seit dem 50. Vereinsjubiläum im grossen 4-tägigem Rahmen weitergeführt und ist inzwischen, Dank ausgefeilter Organisation und gutem Angebot an Blasmusik und Gesang, zu einer bekannten Attraktion geworden – „Mekka der Blasmusik“, wie es in einem Zeitungsbericht hieß. Eines guten Zuspruchs erfreute sich von Beginn an der Gottesdienst am Pfingstmontagmorgen im Festzelt, den in der Regel Pfarrer Manfred Müller aus Vimbuch, manchmal auch der aus Balzhofen stammende Pfarrer Franz Graß aus Heidelberg, zelebrierte. Musikalisch umrahmten die einheimische Musikkapelle und meist der Kirchenchor Vimbuch unter der Leitung von Othmar Kist den Gottesdienst.

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1983 konzelebrierte sogar ein Bischof, Erzbischof Dosseh aus Togo/Afrika, der sich zu einem Besuch bei der Pfarrgemeinde Vimbuch aufhielt, die heilige Messe. Dieser Gottesdienst wurde zu einem großen Erlebnis für die Teilnehmer. Ebenso umgekehrt das Musikfest für den schwarzen Erzbischof, der sich unter den Menschenmassen im Festzelt sichtlich wohl fühlte.

Mit dem Jubiläum zu 50. Geburtstag des Vereines im Jahre 1976 begann auch der Vormarsch der Mädchen in der Kapelle. Sechs Mädchen wurden damals an den typischen Instrumenten Querflöte und Klarinette ausgebildet.

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1982 beteiligte sich der Musikverein wieder an einem Wertungsspiel. In Ötigheim erreichte man in der Oberstufe den ersten Rang. In Bonn hatte man 1979 auf der Bundesgartenschau konzertiert, ebenso auf der Landesgartenschau in Baden-Baden. Für Teilnehmer und Besucher gleichermaßen beeindruckend war auch das gemeinsame Konzert mit dem Kirchenchor Vimbuch im Jahre 1983 in der Vimbucher Pfarrkirche. Zitat aus dem damaligen Zeitungsbericht: „Wenn die Zuhörer am Ende der Vorträge einige Zeit in Stille verharrten, darf dies als Zeichen von tiefer Beeindruckung gewertet werden“.

Besonders erwähnenswert ist der 1979 entstandene herzliche Kontakt mit dem Männergesangverein „Liederkranz“ Oberveischede im Sauerland, welcher Meisterchor im Sängerbund Nordrhein-Westfalen ist. Bis zum 60. Vereinsjubiläum im Jahr 1986 waren die Balzhofener Musikerinnen und Musiker bereits dreimal in Olpe-Oberveischede, wo sie das dortige Herbstfest der Sänger musikalisch mitgestalteten. Die Oberveischeder Sänger waren im Jubiläumsjahr ebenfalls zum dritten Mal in Balzhofen zu Gast, um mit ihren herrlichen Stimmen das Musikfest zu verschönern, „das Festzelt verstummen zu lassen, so dass man eine Stecknadel fallen hören könnte“, wie einmal die Lokalpresse dazu schrieb. Der Besuch der Sauerländer in Balzhofen 1982 war überschattet vom Tod des unvergesslichen Tubisten Josef Hensel.

Im Jahr 1986 nahm der Musikverein „Harmonie“ Balzhofen erstmals Kontakt auf mit Balzhofen im Allgäu, einem Ortsteil von Stiefenhofen bei Oberstaufen. Auf dem Bild sind Stefan Reith (Dirigent) und das damalige Vorstandmitglied Franz-Josef Braun am Ortseingang von Balzhofen zu sehen. Trotz eines gelungenen Ausfluges zu den Balzhofenern im Allgäu entwickelte sich hieraus jedoch keine dauerhafte Verbindung.

Dank einer großzügigen Spendenaktion konnte der Musikverein im 60. Jahr seines Bestehens eine neue Uniform anschaffen, die dritte nach 1962 und 1974.

Vom Sechszigsten zum Siebzigsten (1986 – 1996)

Sehr große Verdienste für den Verein sind Arnold Schultheiß zuzurechnen, der das Amt des ersten Vorsitzenden von 1973 bis 1987 innehatte und danach zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Im Jahr 1987 übernahm sein Sohn Rolf das Amt des ersten Vorsitzenden. Auf ihm folgte 1989 Richard Lang.

Ein wichtiges Ereignis mit großem musikalischem Erfolg wurde das Adventskonzert 1994 im „Haus Harmonie“. Beflügelt vom Erfolg sollte das Adventskonzert künftig ein fester Bestandteil des musikalischen Jahresablaufs werden. Obwohl man in den darauf folgenden Jahren an diesem Vorhaben zunächst festhielt, kam man später von Konzerten im „Haus Harmonie“ ganz ab. Sowohl die Akustik lies zu wünschen übrig, als auch die mangelhaften Platzverhältnisse auf der Bühne und im Zuschauerraum. Das „Haus Harmonie“ erwies sich für diese Veranstaltungen als zu klein.

Das Repertoire, überwiegend bestehend aus volkstümlicher Musik, wurde in den folgenden Jahren ergänzt durch moderne Stücke aus den Bereichen Musical und Rock- und Popmusik.

Stefan Reith beendete im Jahre 1992 seine Dirigententätigkeit, die er mit großem Erfolg seit 1976 ausgeübt hatte. Die Stabführung übernahm im Jahre 1993 Hermann Ritter aus Baden-Baden.

Die im Jahr 1995 geplante Abschaffung des Pfingstmontags als Feiertag konnte von der Landesregierung nicht durchgesetzt werden. Es wäre ein herber Schlag für den Verein gewesen, denn das Pfingstmusikfest bildet die wesentliche finanzielle Grundlage des Vereins.

Herausragende Blasmusik beim Pfingstmusikfest lieferte zweimal die tschechische Blas- und Folklore-Kapelle „Mistříňanka“ in den Jahren 1993 und 1995. Zu den gesanglichen Höhepunkten gehörten wiederum die Auftritte des Männerchors „Liederkranz“ Oberveischede, der auch beim Festkonzert 1996, im 70. Jahr des Bestehens des Balzhofener Musikvereins, mit von der Partie war.

Eine stetige Verjüngung der Kapelle hatte mittlerweile eingesetzt. Viele Musiker, die seit der Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg zu der positiven Entwicklung des Vereins beigetragen hatten, waren inzwischen altershalber aus den Reihen der Aktiven ausgeschieden und zu Ehrenmitgliedern ernannt worden. Durch die Integration vieler Nachwuchsmusikerinnen und –musiker sank das Durchschnittsalter der Kapelle stark. Die Ausbildung der Zöglinge nahm einen noch höheren Stellenwert ein. Da die Zöglinge in immer stärkerer Zahl aus Mädchen bestanden, beschloss man 1996, die Uniform durch die Anschaffung von Damenuniformen zu ergänzen. Beim Pfingstmusikfest 1996 wurden diese erstmals getragen und der Öffentlichkeit präsentiert.

Im Jahr 1996, dem 70. Jahr seines Bestehens, zählte der Musikverein „Harmonie“ Balzhofen 61 aktive Mitglieder, 311 passive Mitglieder und elf Zöglinge. Die Anzahl der Ehrenmitglieder wuchs von fünf im Jahr 1986 auf 21 an. Auf dieser Basis blickte der Musikverein mit seinem Dirigenten Hermann Ritter und dem ersten Vorsitzenden Richard Lang mit Zuversicht ins nächste Jahrtausend.

Vom Siebzigsten zum Achtzigsten (1996 – 2006)

Im Frühjahr 1997 legte Hermann Ritter seine Dirigententätigkeit nach fünf Jahren nieder. Musiker und Vorstandschaft entschieden sich für den Elsässer Yves Kieffer als Nachfolger, der sein Amt im September des gleichen Jahres antrat. Bereits nach etwas mehr als einem Jahr musste der Verein abermals einen neuen musikalischen Leiter suchen, da Yves Kieffer auf eigenen Wunsch den Taktstock im Spätjahr 1998 niederlegte. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die zuverlässige und hervorragende Arbeit des Ehrenmitglieds und Klarinettisten Richard Reith, der in den Zeiträumen der vakanten Dirigentenposition als Vizedirigent die Aufgabe übernahm, den musikalischen Betrieb am Laufen zu halten. Im Frühjahr 1997 führte er den Taktstock bei einem Doppelkonzert in Önsbach und motivierte die Musikerinnen und Musiker zu Höchstleistungen.

Der März 1999 brachte ein Novum in der Vereinsgeschichte, denn erstmals wurde eine Frau in das Dirigentenamt berufen. Mit großer Mehrheit sprachen sich die Musikerinnen und Musiker in Übereinstimmung mit der Vorstandschaft für Bettina Uhry aus Ottersweier zur neuen musikalischen Leiterin aus. Unter ihrer musikalischen Leitung erhielt die musikalische Ausbildung der Jugendlichen nochmals eine stärkere Prägung, so dass bald kaum ein Jungmusiker in das Orchester integriert wurde, der nicht mindestens das Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze abgelegt hatte. Der fortschreitenden Verjüngung der Kapelle trug die Vorstandschaft Rechnung, in dem man den Jugendleiter per Satzungsänderung zum Vorstandmitglied erhob und diesem zur Erfüllung seiner Aufgaben ein mehrköpfiges Jugendleitungsteam zur Seite stellte.

Den musikalischen Einstand feierte die neue Dirigentin am 12. Dezember 1999. Nach mehr als zehn Jahren veranstaltete man wieder ein Kirchenkonzert in der Vimbucher Pfarrkirche. Das Programm war stark solistisch geprägt und enthielt unter anderem den Auftritt eines Klarinettenensembles und eines Blechbläserquintetts. Die überaus zahlreichen Konzertbesucher spendeten lang anhaltenden Applaus. Die von den Besuchern nach eigenem Ermessen gespendeten Eintrittsgelder konnte Vorsitzender Richard Lang als großzügige Spende zu Gunsten der Kirchenrenovierung an Pfarrer Thomas Fuchs weiterleiten.

Ebenfalls 1999 feierte der Musikverein das 20-jährige Bestehen der Freundschaft zwischen Balzhofen und Oberveischede. Abermals waren zu diesem Jubiläum die Sauerländer Sänger nach Balzhofen gereist, um am Pfingstsonntagabend die enge Verbundenheit in einem gemeinsamen Festkonzert zu unterstreichen.

Unter dem Dirigat von Bettina Uhry erfuhr das Repertoire der Kirchenmusik eine modernere Ausrichtung, weg vom eher traditionellen Choral, hin zu Gospels, Spirituals und getragenen Rock- und Popballaden. Das alljährlich am Volkstrauertag stattfindende Jahreskonzert im Bürgerhaus Neuer Markt etablierte sich zu einer festen Einrichtung.

2002 – nach 13 Jahren an der Spitze des Musikvereins - endete der Vorsitz von Richard Lang und er wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Ein Jahr später am 26. Oktober 2003 verstarb er, für uns alle unfassbar plötzlich. Richard Lang hat sich sehr große Verdienste um den Verein erworben. Zu seinem Begräbnis reiste eine große Abordnung der befreundeten Sänger aus Oberveischede an, um mit ihrem Gesang das Seelenamt zu umrahmen und dem Verstorbenen damit die letzte Ehre zu erweisen.

Als Vorsitzender des Vereins folgte nun wiederholt Rolf Schultheiß für weitere drei Jahre. Es hatte dieses Amt bereits von 1987-1989 inne, damals als passives Mitglied. Bei seiner Wiederwahl war er nun auch aktiver Musiker. Als Späteinsteiger hat er mit viel Leidenschaft die Tuba gespielt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er beide Funktionen aufgeben und trat im Januar 2006 auf der Mitgliederversammlung als Vorsitzender zurück. Da kein Nachfolger gefunden wurde blieb die Position vakant und der stellvertretende Vorsitzende Michael Hoffmann führte den Verein kommissarisch.

Der Verein heute

In Erwartung ihres zweiten Kindes beendete Bettina Kist auf eigenen Wunsch ihre Dirigententätigkeit beim Musikverein „Harmonie“ Balzhofen während des Pfingstmusikfests 2007. Beim Dämmerschoppenkonzert am Dienstag führte sie zum letzten Mal den Taktstock, ehe sie sich unter dem Applaus der Musiker und Zuhörer vom Publikum verabschiedete.

In den folgenden Monaten übernahm Vizedirigent Andreas Friedmann die musikalische Leitung des Vereins. Im Juli 2007 war die Suche nach einem neuen Dirigenten beendet. Sowohl die Vorstandschaft als auch die Musikerinnen und Musiker sprachen sich mit überwältigender Mehrheit dafür aus, Patrick Groß, einem jungen Trompeter und Musiklehrer aus Ottersdorf, die musikalische Leitung des Vereins zu übertragen. Bereits das im November stattgefundene Jahreskonzert im Bürgerhaus „Neuer Markt“ wurde trotz der kurzen Vorbereitungszeit sowohl von den eigenen Musikerinnen und Musikern als auch vom Publikum als musikalische Weiterentwicklung verbucht.

Nach einer einjährigen Vakanz im Amt des Vorsitzenden konnte im Februar 2008 in der ordentlichen Mitgliederversammlung der langjährige aktive Musiker Joachim Kühnhöfer zum neuen Vorsitzenden gewählt werden. Die Mitglieder legten die Verantwortung damit in bewährte Hände, hatte Joachim Kühnhöfer doch bereits eine Karriere im Verein hinter sich, die vom Jungmusiker über die Position des Jugendleiters, aktiven Beisitzers und stellvertretenden Vorsitzenden reichte. In seiner Antrittsrede kündigte Joachim Kühnhöfer an, die Schwerpunkte seiner Vereinsführung sowohl auf den Erhalt des traditionellen Pfingstmusikfestes legen zu wollen, als auch auf die Stärkung des kameradschaftlichen Zusammenhalts und die Wiederauffrischung der freundschaftlichen Verbundenheit zum Männerchor „Liederkranz“ Oberveischede.

 

 

Vorsitzende

Funktionsträger

Dirigenten

Vorstand

Aktuelle
Besetzung

Verstorbene
Mitglieder